RTTY-Empfang mit und ohne PC/Laptop

Mein erster Beitrag zu diesem Thema nach seiner Fertigstellung, wurde auch bei Burkhard Kainka auf der Elektronik-Labor-Seite am 20.11.2024 veröffentlicht ==> RTTY

Nachdem ich irgendwann in diesem Jahr ein Foto mit einem solchen ‚Abstimmkreuz‘ gesehen habe, wurde ich wieder von dieser Technik infiziert.

Das hier ist ‚Old-School‘ – Technik der 80er-Jahre. Ein Oszilloskop als Abstimmhilfe für die korrekte Empfangs-Frequenz einer Funkfernschreib-Station auf Kurzwelle (KW). Stehen die beiden Ellipsen im rechten Winkel zueinander, sodass sie ein Kreuz bilden, ist die Frequenz optimal auf die empfangene RTTY-Station eingestellt. Jetzt muß dieses Signal nur noch verarbeitet und dekodiert werden. Mehr nicht 😉
Für den Fall, dass das dann auch gelingt, sieht das Ergebnis dann beispielhaft so aus :

Hier wird eine Fernschreibsendung des DWD mit dem aktuellen Seewetterbericht empfangen. Der Deutsche Wetter Dienst (DWD) sendet ganztägig auf mehreren KW-Frequenzen solche Berichte aus.

Damit benötigt man also ein KW-Funkgerät, welches die Empfangsdaten zur Verfügung stellen kann; einen RTTY-/Funkfernschreib-Konverter, sowie ein Ausgabe-, bzw. Anzeigegerät – und vielleicht auch noch eine passende ASCII-Tastatur, die man in dieses Ensemble einbinden könnte. Spätestens dann kann man auch eigenen Fernschreibsendungen über den Äther schicken. Cool wäre an dieser Stelle ‚eine elektronische DDR-Schreibmaschine‘ für die Ein- und Ausgabe zu nutzen. Das braucht allerdings ein ziemliches Detail-Wissen bezüglich der Einbindung via Centronics- oder V24-Schnittstellen und deren Umsetzung auf eine USB-, oder zumindest eine RS232-Schnittstelle. Zudem ’spricht‘ eine solche Schreibmaschine in einer von der ASCII-Norm abweichenden Sprache (!) – gerne auch DDR-ASCII genannt.

In den 70er-Jahren ging es mit dieser Funkbetriebsart in Deutschland los. Allerdings waren es nur derart wenige Amateurfunker, die zum einen das Know-How hatten und zum anderen auch das nötige Geld, um sich die notwendigen Geräte beschaffen zu können. Manches konnte damals auch aus Wehrmachtszeiten günstiger aufgekauft werden, um es dann umzubauen. Da waren dann die Elektronik- und Technik-Freaks gefragt. Und dazu benötigte man zudem auch Literatur, Erfahrungsberichte und Mitstreiter. An allem mangelte es hier bei uns. In den USA sah das schon anders aus. Aber deren Berichte und Veröffentlichungen mussten hier erst einmal bekannt sein – und dann mussten diese Veröffentlichungen auch gelesen werden können – es wurde ja Englisch geschrieben.
Und die paar Enthusiasten bei uns in der BRD publizierten ihre Erfahrungen auch nicht, da kaum jemand diese Unterlagen las. Es gab kein Internet, keine E-Mails und keine Interessenverbände. Das sollte sich dann aber schnell ändern. Und so wuchs der Kreis der Funkfernschreib-Fans und das Know-How in den 70er-Jahren sehr schnell. Zwar war es immer noch nicht ganz billig – aber man wusste sich zu helfen und entwickelte selbst Lösungen.

In den 80er-Jahren war es dann soweit, dass auch fertige Geräte von bekannten Herstellern angeboten wurden. So etwa der japanische Hersteller YAESU, von dessen ‚Stations-Oszilloskop‘ (welches bei mir im Bestand ist) ich das ‚Abstimmkreuz‘ abfotografiert habe. Oder man nutze ein Gerät der Firma ‚HAL‘, die mit ihrem ‚Telereader‘ die umfänglichste Lösung ‚mit Bildschirm‘ anboten. Von so einem Bildschirm habe ich das untere Foto erstellt. Aber solche modernen Geräte kosteten ein Vermögen !! Eine Station, wie ich sie oben beschrieben habe (TRX (Sende-Empfänger), Oszilloskop, TTY-Decoder/Encoder mit Video-Bildausgabe und Eingabe-Tastatur), kostete 1983 locker 6.500,- DM. Dafür gab es auch schon einen neuen Kleinwagen. Und wenn es denn dann sogar der Telereader CWR-975EP sein sollte, dann wurde es nochmals deutlich teurer. Und das – obwohl man mit dem Gerät noch nichtmals senden konnte; wohl aber mit dem YAESU YR-901.
Beide Geräte kann man heute, nach 40 Jahren mit ziemlich Glück, immer noch funktionsfähig erwerben – unter 500,- € ist da aber auch kaum was zu machen. Soviel zu den Investitionen, die man damals – oder eben auch heute noch – realisieren musste, um mit dabei sein zu können.
Es geht aber auch nahezu kostenlos, um sich erst einmal ein Bild von dieser Amateurfunk-Betriebsart zu machen – Da komme ich später noch drauf.

Und wozu ? Nur um mit anderen Enthusiasten, die ebenfalls RTTY senden und empfangen konnten, den Namen, das Rufzeichen, den Standort, die Empfangswerte und noch ein paar kurz Infos auszutauschen. Eine Sache von einer einzigen Minute. Für den Laien kaum zu verstehen. Wenn auch durchaus faszinierend. Aber da bleibt letztlich nur Kopf-Schütteln. Oder man hat eine Funk-Lizenz und lässt sich durch so etwas begeistern und scheut dabei weder Zeit, noch Aufwand, oder Kosten. Und das ist bei mir eben erst kürzlich der Fall gewesen.
Und so bin ich aktuell dabei eben eine genau solche Station der 80er-Jahre aufzubauen und zu betreiben. Mit all seinen Details, wie einem Oszilloskop aus den 80er-Jahren, welches eigens für die Nutzung einer Fernschreib-Station entwickelt wurde. Aktuell (06.Okt.2024) bin ich zumindest schon soweit, dass ich die beiden Top-Geräte der damaligen Zeit für die Dekodierung besitze und somit RTTY-Stationen von Amateurfunkern, aber auch von kommerziellen Stationen empfangen und darstellen kann.

YAESU FT-980, YAESU YO-901, Telereader CWR-675EP, YAESU SP-980, MFJ-Antennenabstimmgerät, YAESU FT-225RD (nicht in Betrieb)

Und heute – weitere zwei Monate später – konnte ich ein weiteres ‚Highlight‘ hinzufügen –> einen Thermo-Drucker. Thermodrucker gibt es wie Sand am Meer. Man nutzt sie damals wie heute in großer Zahl; so z.B. an Kaufhauskassen, Tankstellen, Lebensmittelgeschäften, Boutiquen, ….. So einen Drucker bekommt man für ‚kleines Geld‘; für 60,- € gibt’s einen solchen gebrauchten EPSON-Drucker. Fehlen noch ein paar Rollen Thermodruckerpapier und ggf. ein passendes Netzteil für den Drucker. Bei diesem Geräte-Ensemble ist es aber sehr wichtig, dass es sich um einen Drucker mit ‚paralleler Schnittstelle‘ handelt. Diesen Drucker gibt es heute nämlich auch mit WLAN, USB, seriellem Ausgang, … Dann lässt sich der Drucker an dem Telereader anschließen. Hier ist nur ein Stecker-Adapter zu bauen, der die etwas exotische Schnittstelle am Telereader auf irgend etwas Brauchbares mit ‚parallel-Port‘ umsetzt. Das ist aber nur Bastel-Arbeit.

Aber wozu das alles ? Es geht doch heutzutage sehr viel einfacher, sehr viel komfortabler und extrem viel billiger – fast kostenlos, wenn man davon ausgeht, dass ein Laptop, oder PC, sowie ein Kurzwellen-Sendeempfänger, bei einem jeden Funkamateur bereits vorhanden sind. Im Regelfall bedarf es jetzt nur noch der Investition von max. 200,- € für ein Audio-Modem und dann kann man empfangen, senden, Textbausteine erstellen und komfortabel senden, ein Log-Buch läuft parallel mit, und ausgezeichnete Abstimmhilfen werden softwareseitig zur Verfügung gestellt – dazu gehört auch ein Abstimmkreuz (!).